Reiherparadies (28.8.20)

Wir wollten das Purpurhuhn nochmals probieren, übernachteten deshalb in Orbe und hielten uns (nebst einer Wanderung auf dem Mt. Suchet ohne Mornell aber mit feinem Tomme zum Zmittag im Chalet, der Embouchure du Mujon in Yverdon und der für Limikolen extra überfluteten Wiese bei Yverdon) öfters im Naturschutzgebiet Creux de Terre auf. Um es vorwegzunehmen: Das Purpurhuhn wollte uns auch diesmal nicht sehen, es ist mal wieder spurlos verschwunden, vielleicht noch im Gebiet oder aber sonstwo.

Creux de Terre ist für Reiher sehr gut. Wir sahen diesmal Graureiher, Silberreiher, Purpurreiher, Zwergdommel und Nachtreiher. Das Licht allerdings ist eine Herausforderung. Vom Unterstand aus scheint die Sonne am Morgen schnell einmal seitwärts, um im Laufe des Nachmittags zu Gegenlicht zu werden. Am besten ist es, wenn die Sonne nicht direkt einstrahlt.

Normalerweise fangen die Silberreiher kleine Fischchen, dieser hier hat aber einen fetten Brocken erwischt.

 

Sumpfhuhn, das (25.8.20)

Gemäss Duden wird Sumpfhuhn in der Umgangssprache auch scherzhaft für einen unsoliden Menschen gebraucht.

In der Ornithologie gehören die Sumpfhühner zu den Rallen. In der Westpaläarktis kommen vor: Wasserralle, Tüpfelsumpfhuhn, Kleines Sumpfhuhn, Zwergsumpfhuhn, Teichhuhn, Blässhuhn, Kammblässhuhn, Purpurhuhn.

Gestern Montag glückte es mir, die letzte noch fehlende Rallenart (ausser einer nordamerikanischen Ausnahmeerscheinung, dem Carolinasumpfhuhn) zu fotografieren: Das Zwergsumpfhuhn. Es war auch das erste Mal, dass ich diese seltene Rallenart zu Gesicht bekam, was nicht weiter verwunderlich ist, denn sie hält sich meistens tief im Schilf verborgen auf. Zur Brutzeit hört man das Zwergsumpfhuhn gelegentlich im Neeracherried rufen, allerdings quaken dort auch noch Frösche die ähnlich tönen, wenn die Rufe nicht gerade durch Auto- oder Flugzeuglärm überdeckt werden. Jedenfalls war es mir nie möglich, klar zu sagen: Jetzt habe ich es gehört.

Umso mehr freute ich mich über die Beobachtung an einem Linth-Nebenkanal, wo der Vogel am Sonntagmorgen von der Natrix-Jugendgruppe beobachtet wurde.

Natürlich war ich nicht allein, eine Hand voll namhafter Fotografen versuchten ebenfalls ihr Glück. Und obwohl der kleine Kerl - mit 16-18 cm Körperlänge etwas kleiner als eine Wasseramsel - oft in guter Distanz zu sehen war, war das Fotografieren durchaus tricky: Die weissen Federn an der Kehle brennen leicht aus, die Bewegungen sind extrem schnell, oft ist es verdeckt oder der Hintergrund ist sehr unruhig, zudem musste oft der Platz gewechselt werden, denn das Sumpfhuhn blieb nicht so solid am selben Ort. So blieb nichts anderes übrig, als auf gut Glück auszulösen und Speicherkarten zu füllen. Zum Schluss blieben dann doch das eine oder andere anständige Foto.

Auf dem nächsten Bild schaut es verunsichert einer vorbei schwimmenden Ringelnatter zu

Weitere Fotos gibt es im Archiv: hier anklicken, Lupenfunktion auswählen und mit "n" vorwärts oder mit "p" rückwärts anschauen

 

 

Natrix helvetica (8.8.20)

Es ist schon erstaunlich, was in Schrebergärten so abgehen kann. Diesmal begann die Geschichte mit dem Ruf eines Südländers, der eben im Begriff war, nach Hause zu gehen. Serpente, war zu hören, und sogleich näherte sich ein zweiter Südländer, zur Sicherheit versehen mit einer Hacke. Schwarz und gross sei sie gewesen, und man spürte die Angst vor etwas Giftigem förmlich. Man müsse sie töten, denn es wären immer wieder Kinder hier. Die Schlange, ich hatte sie (noch) nicht gesehen, liess sich aber nicht töten, sondern verharrte in einem Versteck, aus dem sie sich auch nicht mittels Wasserstrahl vertreiben liess. Ich vermutete eine Ringelnatter und erklärte den Männern, dass sie sicher ungiftig sei und man sie keinesfalls  töten dürfe. Die Schlange spürte die Anwesenheit von Menschen und liess sich nicht blicken, und die Geduld der beiden Südländer liess nach. Nicht aber meine. Ich holte den Fotoapparat, der eigentlich für Heuschrecken, Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und Wespen bereit liegt, setzte mich ruhig hin, und wartete. Es dauerte lange, bis ein Kopf und dann ein Hals zu sehen war. Sachte näherte ich mich, bei etwa 7 Metern Distanz zog sich das Tier zurück, aber ich hatte einige Bilder im Kasten. Aufgrund der bereits herrschenden Hitze machte das Flimmern die meisten Fotos unbrauchbar, aber eines war gut.

Eindeutig eine Ringelnatter! Aber welche?

In der Region Zürich kommen zwei Ringelnatterarten vor: Natrix natrix sowie Natrix helvetica (Barrenringelnatter). Die genaue Artbestimmung verdanke ich Andreas Meyer via ornitho.ch.

Tags darauf konnte ich die Leute davon überzeugen, dass diese Schlange, obwohl lang, absolut ungiftig ist und dass sie mehr Angst vor uns hat, als dass wir Angst vor ihr zu haben brauchen. Zudem frisst sie Kleintiere wie auch Mäuse, die im Garten lästig werden können.

Weitere Informationen zur Barrenringelnatter finden sich bei karch.ch

karch ist Koordinationsstelle für Amphibien- & Reptilienschutz in der Schweiz

à propos Schmetterlinge:

kürzlich suchten wir in der Allmend Brunau nach Schmetterlingen. Das Ergebnis war dürftig. 2 Kaisermantel sowie viele Ochsenaugen-Weibchen. Eines setzte sich auch auf den verschwitzten Traggriff meines Rucksackes und saugte Mineralstoffe und Salz.

 

Purpurreiher (22.7.20)

Auf unserer Luizet-Aprikosentour ins Wallis übernachteten wir in der Westschweiz. Das feine Nachtessen tröstete uns über den verregneten Gleitaar bei Müntschemier (unsere Zweitbeobachtung in der Schweiz) und die weiteren Gewitterfronten hinweg. Am kommenden Morgen war das Wetter noch genau gleich, trotzdem fuhren wir morgens um 6 Uhr ins nahegelegene Naturschutzgebiet. Zum Glück war der Beobachtungsstand überdacht, und wir konnten uns dem Beobachten widmen. Am meisten faszinierten die diesjährigen Purpurreiher, ob es 4, 5 oder 6 sind, war nicht eindeutig zu erschliessen. Vor dem Beobachtungsstand dümpelte eine Moorente, weit weg landete eine Knäkente und zwei Mal sahen wir eine Zwergdommel, ebenfalls jeweils ein Jungvogel.

Der Gleitaar im Grossen Moos

Junger Purpurreiher

Moorente

Auf der Weiterfahrt machten wir einen Halt in Les Grangettes, wo es ebenfalls junge Zwergdommeln sowie einen Altvogel hatte. Direkt vor der Beobachtungswand führte ein Haubentaucherpaar zwei Junge. Lustig war eine Reiherente, die ihr Junges (wirklich ein eigenes oder ein Kuckuckskind von einer Kolbenente?) vor dem Haubentaucher mit einer Drohgebärde verteidigte. Dem Haubentaucher schien es Eindruck gemacht zu haben, denn er wechselte den Platz.

Reiherente macht dem Haubentaucher Eindruck.

Ein feines Mittagessen in der Auberge in Vouvry (empfehlenswert!) rundete den Vormittag ab. Auf der Fahrt nach Leuk sahen wir eine weitere, allerdings unzugängliche Bienenfresserkolonie.

Aprikosen fanden wir dieses Jahr wieder eindeutige, feine Luizet (in den letzten Jahren war das nicht immer so ganz klar). Luizet ist die alte, traditionelle Aprikosensorte im Wallis. Leider ist sie nicht gut transportierbar, da sie schnell zu faulen beginnt. Deshalb haben die Walliser in den letzten Jahrzehnten auf viele weitere Sorten umgestellt. Die Luizet werden nur noch im Wallis angeboten, sofern sie nicht zu Abricotine verarbeitet werden.

Nachtigall-Grashüpfer (8.7.20)

Das feucht-warme Wetter sorgt dafür, dass im Garten alles spriesst, vor allem auch das, was man nicht so möchte - und das gibt ganz schön Arbeit. Mehrjähriges Bohnenkraut, Lavendel, Roter Mohn, Purpur-Leinkraut, Natternkopf und Johanniskraut ziehen Bienen, Wildbienen, Schwebfliegen und Hummeln magisch an: es summt und brummt allerorten. Den Nacktschnecken gefallen die Artischocken, Kartoffelblätter, einzelne Pflanzen von Melone, Salat oder Kohl, und sie sind gefrässig!

Nun kommt auch wieder die Zeit, in der man kaum mehr Vögel hört (auch der Girlitz singt nicht mehr vom obersten dürren Ast des abgestorbenen Zwetschgenbaums aus), dafür das Zirpen der Heuschrecken. Dieses Jahr fand ich bisher ein grosses Heupferd sowie Nachtigall-Grashüpfer. Nachdem ich letztes Jahr gelernt hatte, dass diese Art nur mittels Gesang richtig bestimmbar ist, hörte ich genau hin und verglich mit der Orthoptera-App.

Die Dunkle Erdhummel fliegt einen Roten Mohn an.

Dem Gesang nach ganz eindeutig ein Nachtigallen-Grashüpfer.